Kursthemen
- DiSEA-Tutorial
- Kapitel 4: Risikofaktoren erkennen
- Lektion 4.2:
- DiSEA-Tutorial
- Kap. 4
- Lek. Lektion 4.2: :
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Risikofaktoren für Studienabbrüche
Warum jemand ein Studium abbricht hat, ist nicht immer eindeutig erkennbar. Die Gründe dafür sind oft komplex und die Situationen schwer vergleichbar. Die Forschung in diesem Bereich hat unterschiedliche Ansätze zur Identifikation der Ursachen entwickelt und auch hier können empirische Studien meist nur einen sehr kleinen Bereich abdecken.
Die nachfolgenden Faktoren erheben daher auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen einen Überblick und einen Eindruck über die Vielfalt vermitteln.
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Viele der nachfolgenden Faktoren stammen aus dem Artikel von Diaz, 2002, der häufig auch in der aktuellen Literatur häufig zitiert wird.
Außerdem waren die Erkenntnisse aus dem Projekt "LAMASS@DiLEA" (Webseite zum Projekt) auch für uns interessant: Hier wurden private Hochschulen in den Blick genommen, und welche Gründe hier von den Teilnehmenden angegeben wurden, warum ein Studium abgebrochen wird (Antworten mit hoher oder sehr hoher Zustimmung).
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Persönliche Faktoren
Hierzu gehören:
- fehlende Motivation und Selbstdisziplin,
- ein schwaches akademisches Selbstbild, das die Selbsteinschätzung und den Studienerfolg negativ beeinflusst, sowie
- geringe Erfahrungen in der akademischen Welt ("Arbeiterkind"), und damit verbunden weniger Erfahrung, wie man sich beispielsweise strukturiert auf Prüfungen vorbereitet oder dass Rückmeldefristen einzuhalten sind.
Im LAMASS@DiLEA-Projekt gaben 31% der Teilnehmenden einer Befragung an, dass die fehlende Motivation und Disziplin zu den Gründen für einen Studienabbruch gehören. Versäumte Rückmeldefristen oder verpasste administrative Deadlines wurden von 21% der Studierenden genannt. Das Schwache akademische Selbstbild und die fehlenden Erfahrungen in der akademischen Welt werden in Diaz (2002) vertieft.
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Situative Faktoren
Hierzu gehören:
- hohe berufliche oder familiäre Belastungen neben dem Studium,
- unerwartete Veränderungen der Lebensumstände oder gesundheitliche Probleme und
- die mit den Gebühren verbundene finanzielle Belastung bei privaten Hochschulen und Weiterbildungsstudiengängen.
Hohe berufliche Anforderungen wurden in der Befragung des LAMASS@DiLEA-Projekts sogar am häufigsten als Grund für einen Studienabbruch genannt (65% hohe oder sehr hohe Zustimmung). Hohe familiäre Belastungen folgten mit 45% auf Platz 2, die finanzielle Belastung wurde von 11% der Teilnehmenden als Hürde genannt.
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Bildungssystembezogene Faktoren
Hierzu gehören:
- ein zu hoher Schwierigkeitsgrad oder eine nicht adäquate Qualität der Lernmaterialien,
- eine mangelhafte Betreuung, bspw. durch unzureichende Unterstützung und Beratung oder
- ein unübersichtliches Studienangebot, das die Studierenden verwirren und überfordern kann.
In der Befragung zum LAMASS@DiLEA-Projekt gaben 15% der Teilnehmend an, dass eine mangelhafte Betreuung ein Abbruchsgrund sein könnten. 8% nannten ein unübersichtliches Studienangebot als eine mögliche Hürde.
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Technologie- und Lernmanagementsystem-Faktoren
Hierzu gehören
- nur wenig ansprechende Lernmaterialien und -systeme, die zu einer geringen Nutzung der Lernplattform führen, und
- fehlende Frühwarnsysteme und Übersichten, durch die Risikofaktoren unentdeckt bleiben.
Mehrere Studien zeigen, dass bei Studierenden, die früh und regelmäßig mit Online-Materialien interagieren, die Wahrscheinlichkeit zum Abschluss eines Moduls höher ist. Im Umkehrschluss kann fehlende Interaktion mit dem Lernmanagementsystem ein Risiko darstellen (siehe z. B. Baker et al., 2015; Akçapınar et al., 2019). Ursache und Wirkung dürfen hierbei aber nicht verwechselt werden: Es ist naheliegend, dass die Studierenden, die ohnehin gut motiviert und organisiert sind, die bereitgestellten Materialien und Systeme früher und häufiger aufrufen.
Das Thema Frühwarnsysteme wird bspw. in Bañeres et al. (2020) oder de Quincey et al. (2019) vertieft.
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