Kursinhalt
- Digital Trainer II - Crossing the Edge
- Kapitel 4: Akt III - Detox und der Wettlauf gegen die Zeit
- Lektion 4.15:
- Digital Trainer II - Crossing the Edge
- Kap. 4
- Lek. Lektion 4.15: :
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Gamification
„Die zweite, wirklich wichtige Kreativtechnik ist Gamification“, fährt er fort und sieht mich erwartungsvoll an.
„Okay, das klingt noch besser“, sage ich und wackle etwas übertrieben.
„Pass auf: Stell dir vor, es gäbe ein Videospiel und du würdest durch dieses Spiel so etwas Langweiliges wie Excel lernen. Du jagst nach Sternen, du kämpfst gegen Drachen – und lernst gleichzeitig wie Excel im Detail funktioniert!“ Er kuckt mich an und wartet.
„Ja, äh, super! Das ist doch toll!“
„Exakt.“ Drehung. „So muss Lernen heute sein. Dann würdest du oller Langweiler auch mitmachen, nicht wahr?! Kleines Quiz gefällig? Oder kennst du noch ein paar Spiele aus deiner Kindheit? Ach ne, du warst sicherlich nie Kind.“
Scoopy prustet und schlägt die Hände vors Gesicht.
Ich weiß nicht, was er will und warte.
„Sorry, ich wollte nicht unhöflich sein“, sagt er schließlich und plaudert auch schon weiter, „Dann schau mal auf DISCORD nach.”
„Hä?“
„Ach ja, du brauchst ja immer etwas länger – nur dann nicht, wenn es um deine Gamer-Welt geht.“
Ich kann ihm nicht folgen, und er scheint mir das anzumerken: „Mein lieber Detox, ich versuche dir gerade zu erklären, dass die dritte Kreativtechnik der Einsatz von Multimedia ist.“
„Standard“, sage ich. „Was ist daran kreativ?“
„Also: kleine Filme, Animation, Podcast, aber auch mal wieder so richtig old school mit Pappschildern, Tafel & Kreide, Landkarten zum Ausrollen, Flipcharts oder … Ach, lassen wir das, ich schweife ab.“
Und ob.
Und – zack! – erscheint vor uns im Raum wieder die Weltkugel, allerdings nicht als Hologramm, sondern jetzt auf einer alten Landkarte.
„So, und nun schau auf dein Handy!“
Okay, der Drei-Käse-Hoch hat´s drauf, das muss man ihm lassen. Aber irgendwas stimmt hier nicht …
„Wonach riecht‘s denn hier, Scoopy? Bist du das?“
„Die Aroma-Funktion meiner »Cäsium-Fontäne NPL-CsF24«.“
„Du hast eine Atomuhr?“
„Sicher?!“ Er schaut irritiert auf. „Du doch auch!“
„Und was sind das für Geräusche?“
„Na was wohl? Das ist die Sound-Funktion. Womit bewiesen wäre, dass deine Sinne schon mal funktionieren. So weit, so gut. Das Ding ist: Wenn du Wissen weitergeben, also teilen willst, und wenn du Begeisterung entfachen möchtest, dann musst du das Ganze so präsentieren, dass alle Sinne angesprochen werden.“
Wieder kuckt er nur, ohne Pirouette.
„Wird Wissen unter Beteiligung eines oder mehrerer Sinne aufgenommen, sind mehrere Hirnareale gleichzeitig aktiv. Das erhöht die Chance, Informationen im Hirn intensiver und langfristiger zu verankern.“
Okay, jetzt kommt wieder eine Pirouette.
„Außerdem ist es immer beeindruckender, selbst zu fühlen, selbst zu riechen oder selbst zu schmecken. Was du übrigens gerade gerochen hast, war Eukalyptus. Und das Stimmchen gehört einem Koala-Baby. Warte …“
Ich traue meinen Augen kaum … „Und was ist das nun wieder?“
„Vegemite-Rollen, ein traditioneller Morgensnack in Aussiland. Ich persönlich präferiere »Dog Eye«, aber wir wollen ja nicht schon wieder abschweifen.“
„Time is Money!“, sage ich und wackle ein bisschen.
„Also, the Message is: Hätten sich deine Lehrer mehr Mühe gegeben und dich über Sinnes-Stimulatoren wie Düfte, Musik, Licht, Essen oder auch Materialproben wie Steine, Hölzer oder Sonstiges aus der Reserve gelockt und dir anhand dessen die Welt erklärt, dann wäre aus dir eventuell ein Genie geworden.“
„So, so.“
„So aber bist du …“
„So aber bin ich was?“
Scoopy schweigt.„Ich verrate dir mal was, du Clown von der Rolle. Du scheinst ja ‘ne ziemlich große Nummer zu sein, und ich gebe gerne zu: Es ist schon beeindruckend, was du hier so raushaust.“ Ich taxiere seine Augen. „Aber trotzdem … unterschätz‘ mich nicht.“
Scoopy weicht zurück.
„Du hast selbst gesagt, dass ich Potential habe, und, Scoopy, …“ Ich mache absichtlich eine etwas zu lange Pause. „Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber von uns beiden …“ Jetzt hängt er sowas von an meinen Lippen! „Von uns beiden, bist du derjenige, der Old Fashion ist. Nicht ich.“
Das hat gesessen. Jetzt ist er baff.
„Und wenn du hundert Pirouetten drehst: Du bist sowas von Old Fashion, das ist schon Weltrekord. Galaktisch, geradezu.“
„Was soll das, Detox? Warum tust du das?“
„Wann war denn dein letztes Update, History-Scoopy?“
„Du bist doof.“
Enttäuscht dreht Scoopy ab und mäandert wie von Sinnen durch den Raum. Die Schwingungen, die Luft, die ganze Stimmung im Raum ist plötzlich grau und bleiern schwer.
Langsam rollt Scoopy Richtung Tür.