Explosion & Entscheidung, auf eigene Faust zu handeln
Eine Kette von Explosionen und gewaltige Schockwellen wirbelt uns wie Spielsteine durcheinander, schrille Sirenen schlagen los.
„Scheiße, was war das denn?“, platzt es aus mir heraus. Ich düse zum Fenster, kann aber nichts erkennen. Schließlich präsentiert uns eine Außenkamera das Neueste vom Tage auf dem Hauptmonitor: in der Flanke des Raumschiffs klafft ein riesiges Loch, gut und gerne 150 Fuß breit oder mehr.

Die Partystimmung ist passé.
„Wow!“, staunt Andragon. „Das nenne ich einen Jab.“
Peinlicher Poser.
Der Lage nach könnte es den Bunker oder die Wassertanks getroffen haben. Vielleicht aber auch die Rescue Unit mit den Rettungskapseln. In jedem Fall war‘s ein Volltreffer.
„Zielinsky! Meldung!“, faucht der Alte.
„Es ist die »Rescue Unit«, Sir. Sie ist getroffen.“
„Das sehe ich selbst“, brummt der Commander. „Was heißt getroffen? Meteoriten schon wieder?“
„Oje-oje!“, plärrt die Tränensuse.
„Das Bild ist noch nicht klar, Sir!“
„Verdammt nochmal, Zielinsky! Das sehe ich selbst, Sie Hornochse! Sie sollen die Analyse abrufen!“
„Analyse eingeleitet“, murmelt Zielinsky, doch das Bild auf dem Monitor wird zunehmend klarer:
„Also gut“, sagt der Alte, „es ist tatsächlich die Rescue Unit. Weiß der Teufel, wie die das nun wieder hinbekommen haben.“
„Sir! Die Analyse meldet: 10 Rettungskapseln abgängig. Abschussbahnhof intakt. Flugmodus stabilisert.“
„Die haben alle Rettungsschiffe geklaut, die Mörder!“, ruft jemand aus der Menge. Etwas undifferenziert, aber naja.
„Und was bedeutet das für uns?“, fragt Seroton.
„Scoopy“, brummt der Alte genervt.
„Nix“, sagt Scoopy lapidar. „Nix wie Nixon. Abgesehen davon, dass wir endlich Ruhe haben. Und dass wir leichter geworden sind.“
„Und keinen Sauerstoff mehr vergeuden“, ergänze ich.
„Womit wir wieder beim Thema wären“, sagt der Alte und sieht mich herausfordernd an.
Nochmal dröhnt es von der Decke und ein neues Spiel beginnt:
„Warnung! Energieverlust in der Sauerstoffversorgung. Sauerstofflevel kritisch: 29 Prozent. Tendenz: fallend.“ Parallel dazu blickt eine Anzeige auf mehreren Monitoren.
Unruhe und Getuschel, mal wieder. Alle schauen zu den Monitoren und runzeln die Stirn. Diese Schafe. Als wäre das was Neues.
In meiner Brainbox trommeln die Synapsen auf Hochtouren. Sinkendes Sauerstofflevel, Energieprobleme bis zum Hals – es gibt viel zu tun. Andererseits komische Spielchen vom Alten, Sermon aus der Blechbüchse, Gemurre und Palaver – wen interessiert‘s. Ich muss die Spreu vom Weizen trennen.
Und was hat er mir vorgeworfen? Mangelnde soziale Kompetenz? Na gut, mag sein. Gebe ich zu. Man kann nicht alles können, im echten Leben.
Wie war noch gleich der Auftrag? Ich soll die Energieversorgung konzentrieren, sie fokussieren, um zu überleben. Kann er haben.
Risiko? Juckt mich nicht. Hab schon ganz andere Level gemeistert. Was war noch das Profiling: Hohe technische Kompetenz, verbunden mit Risikofreude und digitaler Expertise? Herzlichen Glückwunsch, Commander! Sie gewinnen 1.000 Gummisternchen und so viele Rettungskapseln, wie Sie tragen können.
Und die Regeln? Ihr Looser. Das Wichtigste habt ihr alle vergessen, denn die Regeln in diesem Himmelfahrtskommando, die bestimme nämlich ich!