Seltsam. Ich fühle mich plötzlich so losgelöst, so gar nicht mehr an diesen Raum gebunden. „Scoopy!“, rufe ich verblüfft, „Ich bin schwerelos! Wie draußen in der Galaxie!“
Hat er mich etwa verzaubert?
„Du musst deine eigene Geschichte schreiben“, höre ich Scoopy aus dem Off, er klingt wie eine zerkratzte Schallplatte. „Du bist in einem wichtigen Lernprozess.“
„Wer, ich?“
„Ein Lernprozess über dich selbst, technische Tools und Werte, die dir helfen unsere Mission zu meistern. Oft können wir Gelerntes viel besser verankern, wenn wir Bilder oder eine Story dazu haben.“
„Ich lese eigentlich nicht so gern.“
„Stories gibt es nicht nur in der Literatur, mein Lieber. Wir können sie auch wunderbar nutzen, um komplexe Dinge zu lernen.“
„Geschichten?“
„Ja, sie sprechen unser Denken an, unsere Emotionen und unsere Vorstellung zugleich. Als Zuhörer saugen wir eine Geschichte mit Geist und Körper auf, sobald wir in die Welt des Erzählers einsteigen und auf sie reagieren.“
„Aha.“
„Somit ist Storytelling eine Erzählweise, die über Erfahrungen berichtet. In dieser Betrachtung sind selbst schwierige Themenfelder, wie zum Beispiel technische Abläufe, Teil unserer Erfahrung. Sie sind tief in die Gefüge unseres Lebens verwoben – auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind.“
Er macht eine Pause, aber nur kurz.
„Der Clou dabei ist“, zwitschert er und zögert nochmal kurz, „Stories erreichen den Zuhörer in einer Art und Weise, wie es mit anderen, dröge auswendig gelernten und deduktiven Strategien nicht möglich ist!“
Er sieht mich an.
Er lässt seine Worte wirken.
Dann setzt er nach: „Weißt du, Seroton, wenn ich an meine alten Zeiten als Aushilfsrobot und Protokollant zurückdenke, sehe ich immer die langatmigen Ratsversammlungen unserer Generäle vor mir. Diese Snob-Robots steckten so tief in ihrer Materie, dass sie nur noch in Rätseln sprachen und alle anderen in der Runde mit ihrem Wissen überladen haben. Wir hätten Storytelling seinerzeit gut nutzen können, um genau diese Sprachbarriere zu durchbrechen und eine verständliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten herzustellen.
Zudem hätte ich mir den ganzen Content mit Storytelling viel besser merken können, denn dadurch hätte ich einen Bezug dazu gehabt. Und das Beste daran wäre gewesen, dass es mir zugleich meine Ehrfurcht und Scheu genommen hätte, mich mit der neuen Themenwelt anzufreunden.“
An dieser Stelle macht es „Klick“ in meinem Oberstübchen: Ehrfurcht und Scheu – darin erkenne ich mich wieder.
Scoopy bekommt davon nichts mit, er schickt mir noch einen Link auf den Pager und beendet sein Plädoyer mit einer eigenwilligen Dudeli-Piep-Komposition. „Ready“, sagt er und meint damit einen Logbucheintrag. „Ich habe dir meine CHECKLISTE STORYTELLING freigegeben, darin findest du alles, was beim Aufbauen einer Story wichtig ist.“