Free Your Mind
„He, wo willst du hin?“, frage ich überrascht und verfolge seinen quirligen Kurztrip in die hinterste Ecke des Serverraums. Dort blinkt und piept er vergnügt vor sich hin, bis schließlich eine kleine Metalltür aufspringt, nur einen winzigen Spalt breit.
„Scoopy!“, sage ich. „Was hast du vor?“Langsam dreht er sich um. Sein Display leuchtet kunterbunt, bei maximaler Helligkeit: „Willkommen im Illusion Room!“
Scoopy düst wie vom Blitz getrieben durch den engen Türspalt, hinein in einen riesigen Raum. „Nun komm schon!“, ruft er ungeduldig. Vorsichtig luschere ich ihm hinterher und frage mich, was wohl als Nächstes kommt. Wir wollten doch in den Serverraum!? Ich werde noch verrückt.

„Der Illusion Room ist eigentlich tabu“, flüstert Scoopy. „Bislang durften hier nur die Kommandeure rein. Aber du bist nun mal echt ein harter Brocken. Da müssen wir wohl riskieren, was hinter die Antennen zu kriegen“, fügt er an, nicht ohne Freude an seiner eigenen Ironie.
Ich muss zugeben, ich bin etwas eingeschüchtert und scanne den Raum nach unangenehmen Überraschungen. Aus den Wänden ragen gefühlte Kilometer von Technikkabeln und alle führen zu einem großen leuchtenden Ring in der Mitte des Raumes.

Linkerhand bemerke ich ein gewaltiges Terminal mit unzähligen Schaltern und Reglern. Wieder mal Technik, Technik, Technik.
„Ach Scoopy“, sage ich „Wo, zum Henker, bin ich hier?“
„Free your mind!“, ruft Scoopy mir euphorisch zu und cruist gelassen eine Runde um mich herum.
Fassungslos schaue ich ihm zu und sage: „Scoopy, jetzt mal Butter bei die Fische! Was machen wir hier?“
„Nein“, sagt Scoopy und dimmt die Raumbeleuchtung auf ein Minimum, „Keine Butter. Viel besser …“
Die Titelmusik von »Star Wars« erklingt und der kleine Wirbelwind rollt mit theatralischer Geste umher. „Es war einmal in einer Galaxie, weit, weit entfernt, ein kleiner Roboter namens Narraton, welcher verführerische und kreative Geschichten erzählte. Geschichten, welche das Interesse des unerfahrenen Geistes weckten, herausfordernde Konzepte in jeglicher Dimension zu erlernen und anzuwenden. Diese Geschichten entflammten ein Licht voller nachhaltiger Erinnerungen, so dass es angewendet werden konnte, um jegliche Probleme zu lösen, Überleben zu sichern und das Wissen an spätere Generationen weiterzugeben.“
Oje, der Ärmste. Jetzt ist er völlig durchgeknallt.
„Scoopy! Bitte! Was soll das alles hier?“ frage ich laut – und etwas ungehalten.
„Stell dir nur mal vor, wozu du fähig bist, wenn du deine Ängste überwindest. Angst war schon immer ein schlechter Begleiter, vor allem dann, wenn es darum geht Neues zu lernen oder Herausforderungen anzunehmen. Ich denke, dir könnte etwas helfen, was dein Denken, deine Emotionen und deine Vorstellungskraft gleichermaßen anspricht. Komm mal mit!“, sagt er und geht zu diesem komischen Ring in der Mitte des Raumes.
Schon wieder Technik. „Hört das denn nie auf!“, schießt es mir durch den Kopf und ich will gerade fragen, ob das wirklich sein muss, als Scoopy mich – ohne zu fragen – in Windeseile verkabelt und ein Programm aktiviert: STORY FIRST.