Wettlauf gegen die Zeit
„63 Prozent, das sollte bis zur Erde reichen“, sagt Scoopy und wuselt schon wieder um mich herum, als wäre nichts gewesen.
„63 könnten reichen. Aber nicht, wenn das Level so schnell sinkt.“
Kaum habe ich das gesagt, fällt die Anzeige erneut.
„59“, murmelt Walburga.
„Das wird ein Wettlauf gegen die Zeit“, sage ich, als sich der Maschinenraum meldet:
„Sir, es gibt da noch ein Problem.“
„Was ist los?“
„Die Festung, Sie wissen schon, …“
„Sie können offen sprechen. Was ist das Problem?“
„Der Hochsicherheitstrakt hat mächtig was abbekommen. Ich würde keinen Cent wetten, dass die noch lange standhalten wird.“
„Standhalten wogegen?“
„Naja, Sir, wir hören von drinnen Geräusche. Da machen sich welche an der Eisentür zu schaffen.“
Diese Nachricht ist ein Schock, für eine Sekunde ist es mucks-mäuschen-still.
„Die Passagiere, die Kinder!”, ruft jemand aufgebracht. „Wir müssen was tun!“ Unruhe macht sich breit.
„Wo ist Commander Behringer?“, fragt ein anderer. Raunen und Gemurmel erfüllt den Raum.
„Der ist doch mit Zielinsky”, heißt es, und „Hoffentlich ist nichts passiert.“
„Bilden wir Suchtrupps!“, schlägt Walburga vor. „Wir müssen ihn finden!“ Sie gruppiert die Anwesenden in Viererteams und schickt sie in unterschiedliche Richtungen auf die Suche!
„Das ging ja flott“, sage ich. „Und zack! – sind wir wieder allein.“
„Wir?“, höre ich Scoopy sagen – er klingt mehr als verstimmt. „Sag mal, merkst du gar nicht, dass du immer wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällst?“
„Wer? Ich?“
„Ja! Du! Natürlich du, sonst ist ja keiner hier, Andragon!“, ruft Scoopy. „Warum machst du immer exakt das Gegenteil von dem, was das Richtige wäre? Und was dir guttun würde?“
„Ich weiß nicht, was du willst.“
„Du weißt nicht, was du tust, Andragon. Geschweige denn, was zu tun ist. Du brauchst dringend Unterstützung, und du hast totale Angst zu versagen. Aber nein: Du spielst dich lieber auf und gibst den Chef. Das ist das, was dich wirklich antreibt. Hauptsache, du hast das Kommando, die Führungsrolle. Egal, um welchen Preis!“
„Nun lass mal gut sein“, sage ich. „Ich mach das schon, wirst sehen.“
„Ich – ich – ich! Aus meiner Sicht hast du ein echtes Problem mit anderen, Andragon, mit sozialen Kontakten! Da helfen dir auch deine technischen Raffinessen nicht, da musst du bei dir selbst anfangen."
„Also doch ich!“, rufe ich feierlich, nur um ihn ein bisschen zu ärgern. „Nun hör mal auf zu texten, du Aushilfs-Coach. Ich weiß schon, was ich kann und brauche. Und ich ziehe mein Ding alleine durch.”