Kommandogewalt

Ich sehe mich um. Tatsächlich: alle weg. Wer, wenn nicht ich! Und wenn nicht jetzt, wann dann? Es ist an der Zeit, zu handeln. Die Brücke gehört jetzt mir. 
Wollen wir doch mal sehen, was wir da haben … Tasten, Tasten, Tasten, … Oben links ein paar Rädchen, … Aha, ein merkwürdiger Hebel, vielleicht der Steuerknüppel? Mal sehen ob der nach vorn, ah-ja … Oh, rote Blinklichter!? Ob wir jetzt abbiegen? Hm, am Ende ist ja doch alles »learning by doing«, das war schon immer so ... Und so tüftle ich versunken an der Lösung des Problems, als plötzlich ein Schatten um mich herumwuselt und Unruhe verbreitet. 

„Du, sag mal“, mault es von unten – es ist Scoopy, die Nervensäge. 
„Was.“ 
„Irgendwie bekomme ich Angst, wenn ich dich am Steuerpult sehe.“
„Was willst du wissen, Kleiner?“, sage ich und unterbreche für einen Moment meine Bemühungen. „Technik? Hab‘ ich drauf. Digitales Know-how? Menschenführung? Kein Problem. Hab‘ ich alles drauf, Kleiner.“
„Aber du bist kein Steuermann“, sagt Scoopy schüchtern. Da hat er natürlich recht. Nervt aber trotzdem.
„Willst du überleben?!“, frage ich ihn, extra-aggressiv. „Oder lieber nicht?“

Ängste vs. Ziele

Scoopy weicht erschrocken zurück und sieht mich mit diesem fragwürdigen Klugscheißerblick an. Fehlt nur noch, dass er bellt. 
„Hast du dir mal überlegt, warum wir immer nur unsere Ziele verfolgen, statt auch mal über unsere Ängste nachzudenken?“
„Nein.“
„Das war keine Frage, Andragon.“
„Aber eine Antwort“, sage ich.
„Allerdings ist es manchmal besser, seine Ängste zu definieren, anstatt immer nur die Ziele zu fokussieren. Es gibt dazu einen tollen TED-TALK von TIM FERRISS.“
„Ferriss? Nie gehört.“
„Na, deswegen sage ich‘s dir ja!“