Kollaboration mit dem Tochterschiff
Es erscheinen die Umrisse der »Ambassador«, ganz offensichtlich noch weit hinter der Milchstraße.
„Hier spricht die Ambassador, hier spricht die Ambassador! Infinity Mindlord, bitte kommen!”, tönt es aus dem Äther.
Scoppy dreht eine Pirouette vor Freude und antwortet sofort: „Hier ist die Mindlord! Hier ist die Mindlord! Ich glaube, es gibt ein Missverständnis, ihr sollt doch kommen!?“
„Roger, Infinity Mindlord, wir sind knarkn … kngf … pfzzz…“ Was dann folgt, ist ein kryptischer Tonsalat vom Feinsten.
„Wir können euch nicht verstehen“, rufe ich, „Hört ihr? Nix comprende! Aber wir brauchen dringend eure Hilfe! Kommen!“
Gemeinsam lauschen wir – keine Antwort.

Scoopy verliert die Geduld: „Wir brauchen euer Wissen und wollen unser Know-how mit euch teilen! Wir wollen mit euch arbeiten! Kollaborativ arbeiten! In einem hybriden Lernsetting!“, schreit er, so laut er kann.
Oh-Mann, völlig überzogen! So wird das nix. „Das ist deine Zielgruppenansprache?“ rufe ich, „Das versteht doch keine Sau!“
Hält ihn nicht ab, weiterzubrüllen.
„Frage! Wollen wir twittern! Als zweite Diskussionsebene!“, schreit Scoopy. „Auf der Erde! Macht man das so!“
Wir lauschen – nichts.
„Wenn Veranstaltungen!“, will er fortsetzen aber mir reicht‘s:
„Scoopy! Stopp mal! Geht‘s auch etwas leiser? Du machst noch meine Mikros kaputt!“
„Sorry, ja, ich versuch‘s“, sagt er und wird schon wieder lauter: „Wenn Veranstaltungen einen Hashtag bekommen, kann auf Twitter eine zusätzliche Vernetzungsebene wachsen!“
Wieder keine Antwort aus dem All.
„Ambassador, könnt ihr uns hören? Bitte kommen!“, rufe ich laut, sehr laut, worauf Scoopy mich schräg von der Seite anschielt.
Plötzlich knackt es in der Leitung: „Dann Twitter, Roger. Und wie organisieren wir Mitschriften? Kommen!“
Scoopy: „Wir sollten ein Etherpad oder ein Figma Board nutzen, um das vereinte Wissen zu dokumentieren! Einverstanden?“
„Roger! Und um Entscheidungen zu unterstützen empfehlen wir Mentimeter-Abfragen. Kommen!“
Scoopy: „Einverstanden, Ambassador! Das sind gute Vorschläge für den Moment. Trotzdem sollten wir für die Zukunft schon jetzt über SYCHRON HYBRIDE KONZEPTE nachdenken!“
Ambassador: „Welche Konzepte sind relevant? Kommen!“
Scoopy: „Ich schlage folgendes vor:
1. Co-Learning Space
Das ist ein freiwilliger, physischer Zusatz-Raum.
2. Mini-Stream
Damit kann man kurzen Input an einen physischen Ort zuschalten.
3. Hybrides Add-On
Das ist eine physische Veranstaltung mit einzelnen Möglichkeiten zur Beteiligung von Externen.
4. Schnittstelle
Das heißt, eine Online-Veranstaltung und eine Veranstaltung an einem physischen Ort mit einzelnen Überlappungen.
5. Lerngruppen-Puzzle
Dazu formieren sich mehrere Lerngruppen an physischen Orten, die sich zusätzlich online austauschen.
Das wären die Besten, aus unserer Sicht. Was sagt ihr? Kommen?“, fasst Scoopy zusammen und dreht sich wie ein Brummkreisel.
Wir lauschen gespannt, es knackt ein wenig, aber dann hören wir sie wieder:
„Roger! Verstanden. Noch spannendere hybride Ansätze könnten aus unserer Sicht entstehen, wenn man nicht diese aus der Not geborenen Versuche als Orientierung zum Weiterdenken nimmt. Kommen!“
„Roger! Das mag sein!“, rufe ich dazwischen, „Nur leider befinden wir uns aktuell in Not. Ist das überhaupt bei euch angekommen?!“
„Roger! Eure Notlage ist uns bekannt. Kommen!“
„Okay, vielleicht sollten wir uns mehr Offenheit zum Experimentieren bewahren! Vielleicht sollten wir auf Online-Lernerfahrungen und aber auch auf physische Veranstaltungskonzepte zurückgreifen!“, schlage ich vor.
Scoopy: „Unsere Beispiele sollten nur zeigen, wohin synchrone Hybridität in der Bildung führen kann. Das würden wir natürlich mit euch ausprobieren.“
„Äh, stopp mal! Bildung? Schön und gut, aber wenn ich daran erinnern darf: Wir befinden uns in einer absoluten Ausnahmesituation! Unsere Sauerstoffvorräte reichen nur noch wenige Stunden, unser Schiff ist stark angeschlagen und wir kämpfen hier ums Überleben. Es geht hier mehr um synchrone Hybridität zur zielführenden Problemlösung!“
„Roger. Dann lasst uns anfangen. Wir von der Ambassador kennen keine Probleme, sondern nur Herausforderungen, die gelöst werden.“
Scoopy: „Meiner Meinung nach sollten wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Wenn wir digitale Gruppenarbeit erfolgreich gestalten wollen, dann müssen wir unsere Teams erstmal finden und formieren. Wir befinden uns aber schon in der Konfrontationsphase.“
„Sorry, Infinity Mindlord, worauf wollen sie hinaus? Kommen!“
„Zielgruppenansprache, Scoopy!“, raune ich ihm zu.
„Erfolgreiche Teams durchlaufen im Allgemeinen fünf unterschiedliche Phasen, von denen jede einzelne, aber auch die gesamte Reihenfolge ungeheuer wichtig ist. Entscheidend für den Erfolg!“
„Okay, lass hören, Scoopy!“
„Roger. Wir sind ganz Ohr!“
„Dann darf ich euch im Schnelldurchlauf vorstellen:
DIE 5 PHASEN DES TEAMBUILDINGS
1. Forming – die Orientierungsphase,
2. Storming – Konfrontationsphase,
3. Norming – die Kooperationsphase,
4. Performing – die Wachstumsphase,
5. Adjourning – die Auflösungsphase.
Das sind die fünf Phasen, die jedes gute Teamprojekt durchläuft.“
„Das ist doch schon wieder geklaut, Scoopy!“
„Nein, es ist zitiert, und zwar von BRUCE TUCKMAN. Dabei ist die Orientierungsphase gerade im virtuellen Raum sehr wichtig. Wir kennen uns ja gar nicht.“
„Stimmt“, sage ich, „Wer seid ihr überhaupt? Die Crew vom Tochterschiff – mehr wissen wir nicht über euch. Und ihr wisst auch nicht viel mehr über uns!“
„Roger. Das ist korrekt. Kommen.“
„Eigentlich müssten wir uns erstmal kennenlernen. Ich hätte da einige Methoden im Repertoire: Was haltet ihr von Karaoke? Oder eine virtuelle Schnitzeljagd durchs Raumschiff? Interessant finde ich auch Speed Dating oder kulinarische Events wie digitales Wine Tasting!“
„Klappe halten!“, rufe ich, „Wo steht das alles? Das kommt doch wieder nicht von dir, du Blechbengel!“
Scoopy rollt verlegen hin und her. „Nein, das kommt von hier, aus der KARRIEREBIBEL:“