Aufbruch in der Rettungskapsel
„Nichts wie weg hier“, sage ich mir und will gerade durchstarten, als eine Ansage dazwischenfunkt:
„Warnung! Warnung! Sauerstofflevel kritisch. Phase Rot. Phase Rot. Reserve: Negativ.“
Betrifft mich das? Ich denke, nicht.
Vor mir liegt die Freiheit, das Leben, Australien vielleicht. Neues Spielchen, neues Glück.

Wer wagt, gewinnt. Wer‘s nicht wagt, der verliert.
Okay, schade vielleicht um ein paar Leute von der Crew, um Scoopy, Seroton, um Behringer, der mir vertraut hat. Aber so sind nun mal die Regeln, jeder ist sich selbst der Nächste. Ich werde leben, sie leider sterben. Kollateralschäden, sorry.
Ja gut, vielleicht könnte man alle retten, mit der nötigen Technik, mit dem nötigen Sauerstoff, aber der ist jetzt hier, bei mir. Das werden sie schon noch merken, … Da wird ihnen schon noch ein Licht aufgehen, … wenn die Luft ausgeht … Scheiße!
Ich Idiot.
Bin ich verrückt geworden?
Ich stelle mir die Brücke vor, mit der ganzen Mannschaft in Aufruhr, nach Luft ringend, wie dann die Panik ausbricht, wie sie angstvoll nach dem letzten Lüftchen schnappen und schließlich qualvoll ersticken, wie Fische auf dem Trockenen – und in diesem Moment wird alles von Gesang übertönt:
»Ich geh‘ mit dir durch dick und dünn, du wirst dann noch zu mir stehen, wenn ich längst ein Schatten bin, ich will mein Lachen mit dir teilen, will mit dir siegen und verlieren, ich werde sogar mit dir leiden, weil wir dasselbe spüren. Es lebe die Freundschaft, es lebe das Leben, ein Freund wird dem Freund stets alles geben …«
„Das ist für dich, mein Freund, mein lieber Detox“, höre ich Scoopy singen, „Ja, ja, jetzt sagst du wieder »Das ist nicht von dir« und damit hast du natürlich recht, das Lied ist von Udo Lindenberg. Aber weißt du was? Das hat er extra nur für uns geschrieben!“
Ich sehe zum Monitor neben der Startrampe: Scoopy dreht offensichtlich durch vor Freude, der ist völlig übergeschnappt vor Glück, beseelt, dass er ein frisches Update hat …