Vielleicht ist das Thema Blockchain auch deswegen so spannend, weil selbst erwiesene IT- Experten unterschiedlichste Meinungen zu der weiteren Entwicklung der Blockchain haben - vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass viele die Hoffnung haben, die
Blockchain könne ganze Branchen umkrempeln. Fakt ist: die Entwicklung der Blockchain steckt noch in den Kinderschuhen und erreicht aktuell die Phase, in der es darum geht, bereits getestete Anwendungen in die Marktreife zu überführen. Ob als public
oder private Blockchain: die kommenden 1 – 3 Jahre werden zeigen, in welchen Bereichen sich Blockchain-Lösungen dauerhaft durchsetzen werden. In einigen Branchen werden sich schneller konkrete Geschäftsmodelle umsetzen lassen. Hier ist vor allem die
Finanz- und Versicherungsbranche zu nennen, da sie bereits jetzt durch die digitalen Währungen und die Smart Contracts von Startups herausgefordert werden.
Für die Tourismusindustrie lässt sich keine sichere Prognose abgeben. Auch hier ist in jedem Fall festzuhalten, dass sich die Branche spätestens seit Mitte 2017 intensiv mit dem Thema beschäftigt. Die großen Unternehmen des Tourismus arbeiten derzeit
an Blockchain-Anwendungen. Die ursprüngliche Idee der Blockchain ist allerdings die Dezentralität. Kein Unternehmen, keine Organisation soll die alleinige Kontrolle über das Netzwerk und die darin enthaltenen Daten und Transaktionen ausüben dürfen.
Diese Idee ist jedoch nicht unumstritten. Denn Systeme, über die niemand die Kontrolle hat, für die niemand die Verantwortung übernimmt, sind rechtlich sicherlich heikel. Noch fehlt unserem Wirtschaftssystem eine Regelung, auf deren Basis solche Systeme
funktionieren könnten.
Die TUI allerdings geht einen anderen Weg. Sie sieht Blockchain als Teamsport und will keine Insellösung. Die Verantwortlichen können sich vorstellen, einen Standard für die Branche innerhalb eines Konsortiums mit weiteren Tourismusunternehmen zu erarbeiten,
der durchaus auf den Blockchain-Grundpfeilern der Dezentralität und Transparenz fußt.
Startups wie Winding Tree oder Looktrip werden in den kommenden Jahren unter Beweis stellen müssen, ob sie wirkliche Game-Changer sind. Ihre Lösungen sind interessante Anwendungsfelder und versprechen Fluggesellschaften, Hotellerie und anderen touristischen
Leistungsträgern wieder mehr Kontrolle über ihre Produkte.
Der Gast selber wird im Endeffekt kaum Notiz von Blockchain-Anwendungen im Tourismus nehmen. Die Lösungen werden im Gewand von herkömmlichen Apps und Programmen daherkommen und genauso funktionieren. Für Tourismusunternehmen allerdings kann die Blockchain
Kostensenkung, mehr Kontrolle über eigene Daten, mehr Unabhängigkeit von Reisevermittlern wie Online Travel Agencies, sicherere Datentransaktionen und die Vereinfachung von Geschäftsprozessen bedeuten.